Zur Person: Torben Busse (44) wurde in Hofgeismar geboren und wuchs im Stadtteil Hümme auf, wo er mit seiner Ehefrau Sabrina, einer Tochter und einem Sohn lebt. Der Diplom-Verwaltungswirt und Master of Public Administration (Verwaltungswissenschaftler) ist derzeit noch Leiter der Informations- und Kommunikationsdienste der Ev. Landeskirche von Kurhessen-Waldeck. In der Hofgeismarer Politik hat Busse Erfahrung, unter anderem als Ortsvorsteher in Hümme sowie von 1997 bis 2018 als Stadtverordneter für die CDU, davon acht Jahre als Fraktionsvorsitzender.

Hofgeismar – Am Morgen des 1. November war Torben Busse noch mit dem Gedanken aufgewacht, dass sich sein Leben an diesem Tag je nach Wahlausgang komplett ändern könnte. Am Abend, als das Endergebnis vorlag, wusste er dann: Das ist nicht nur ein Gedanke, das ist Realität.

„Das muss man im Kopf erst einmal klar kriegen, und das wird sicher noch etwas dauern“, sagt der künftige Bürgermeister von Hofgeismar am Tag nach dem Votum, dass ihn mit 55,54 Prozent der Wählerstimmen ins Rathaus bringen wird. Daher sei das Erste beim Aufwachen am Montag auch noch ein Gefühl der Ungläubigkeit gewesen, berichtet Busse. In der Form, mit mehr als zehn Prozentpunkten Vorsprung, sei das wirklich überraschend gewesen. Dass es dennoch wahr ist, werden ihm auch die mehr als 300 Glückwunschnachrichten vermitteln, die er bis zum Morgen auf verschiedenen Kanälen erhalten habe. „Die werde ich jetzt erst einmal durcharbeiten“, sagt er und lacht. Es gibt unangenehmere Aufgaben.

Am Wahlabend hatte Busse zunächst noch mit Anhängern gejubelt und später lange mit seiner Frau Sabrina und seinen Eltern zusammengesessen. Am Morgen danach brachte der Wahlsieger dann als Familienvater seinen Sohn in die Schule und seine Tochter in den Kindergarten. „Ein bisschen Routine tut nach so einem Abend gut“, sagt Busse. Ganz so alltäglich ging es aber nicht weiter: Gespräch mit der Presse, Interview mit einem Radiosender – ein Vorgeschmack auf das, was ihn ab dem 1. Januar erwartet.
Denn dies ist der Tag des offiziellen Amtsantritts. Wie der Ablauf bis dahin sein wird, wann und in welcher Form er unter Coronabedingungen den Amtseid leistet, das wisse er noch nicht. Dafür sei es am Tag nach der Wahl wohl auch noch ein bisschen zu früh, sagt er.

Vielleicht dann doch eher ein kurzer Rückblick, auf den Abend zuvor. „Ich war teilweise sprachlos“, sagt Busse. Als die Ergebnisse per Beamer an die Wand geworfen wurden, da habe er öfter gedacht: „Kann das wirklich sein?“ Dass die Kernstadt, dass vier weitere Ortsteile für ihn gestimmt haben? Gerade, weil es im Wahlkampf für diese Persönlichkeitswahl, die eine Bürgermeisterwahl ja in erster Linie ist, wegen Corona oft an persönlicher Nähe zum Wähler fehlte.

Aber viele Rückmeldungen, die er nach seiner Kandidatenkür im August bekommen habe, hätten ihn bestärkt, dass er auf die richtigen Themen gesetzt habe. Stellung gegen die Windkraft im Reinhardswald beziehen, mit der Wirtschaft enger zusammenarbeiten, besonders Kinder und Jugendliche in den Fokus nehmen: „Da hast du einen Nerv getroffen“, hätten ihm viele gesagt. Und er habe, mit seinem jetzigen „Topjob“ im Rücken, als Kandidat klar angesprochen, was er denke: Dass die Dornröschenstadt Hofgeismar in einem Dornröschenschlaf liege, dass vieles gebremst sei und nicht vorangehe.

Sein Wahlkampfteam hatte im Endspurt noch weitere Themen aufgeworfen und zwei zugespitzt formulierte Flyer verteilt. Ein Aspekt: Drei Magistratsmitglieder haben vor Gericht gegen die Stadt Akteneinsicht im Verfahren um die Neubesetzung der Hauptamtsleiterstelle erstritten. Dazu habe er sich mit Blick auf die Nähe zum Thema bei einem möglichen Wahlerfolg bewusst persönlich rausgehalten, sagt Busse. Anders beim Punkt Rückzahlung von Abwassergebühren an die Bürger. Darauf seien er selbst und einige andere aus der CDU gestoßen, das habe man gemeinsam aufgreifen müssen. Als Schlammschlacht, wie aus der SPD in einer ersten Reaktion am Wahlabend bezeichnet, habe er den Wahlkampf aber nicht empfunden, sagt der künftige Bürgermeister.

Eines ist da aber noch: Ausgerechnet in Hümme, seinem Wohnort, reichte es nicht zum Sieg. „Ein bisschen geknickt hat mich das schon“, räumt er ein. Aber Markus Mannsbarth sei eben auch aus Hümme – und mit Blick auf das Gesamtergebnis sehe es ja ganz anders aus.

Quellenangabe: HNA vom 03.11.2020, Seite 3

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